Ferien-Familienleben

Wenn Kindergärten und Schulen schließen, weil wieder Ferienzeit ist, freuen sich die meisten Kinder riesig. Viele Eltern sehen den Ferien hingegen mit gemischten Gefühlen entgegen, weil nicht nur mehr schöne Zeit mit den Kindern bevorsteht, sondern auch zusätzliche Arbeit und Konflikte drohen. Daher erscheint es sinnvoll, sich über das Ferien-Familienleben Gedanken zu machen. Meine sind diese:

Erholung und trotzdem Tagesstruktur

Natürlich soll in den Ferien Erholung einsetzen – auch und gerade für Kinder. Trotzdem ist es gar nicht schlecht, wenn in der Regel eine gewisse Tagesstruktur erhalten bleibt. Natürlich darf es davon auch Ausnahmen geben – ein ganzer Tag im Bett oder mal richtig lange aufbleiben – , aber die kann man nur dann genießen, wenn es Ausnahmen sind. Jüngere Kinder sind dabei auf eine geregelte Tagesstruktur mehr angewiesen als Ältere.

In der Regel gibt es deswegen bei uns drei gemeinsame Mahlzeiten auch in den Ferien – morgens, mittags und abends. Die Schlafenszeiten verschieben sich immer etwas nach hinten, aber verlagern sich nicht völlig von der Nacht in den Tag und bleiben relativ regelmäßig. Normalerweise ziehen sich alle spätestens vor dem Mittagessen an, putzen Zähne, kämmen Haare usw.

Wenn die Eltern keine Ferien haben und zur Arbeit müssen, die älteren Kinder aber zu Hause sind, können die durchaus in die Aufrechterhaltung der Tagesstruktur eingebunden werden. Dann ist vielleicht der Tisch schon gedeckt, wenn Mama oder Papa nach Hause kommen…

Wenn es irgendwie möglich ist, besprechen wir am Vortag oder spätestens beim Frühstück, welche Termine anstehen, ob wir etwas unternehmen wollen oder was sonst so geplant ist und die anderen Familienmitglieder betrifft. Dabei ist nicht nur wichtig, was die Erwachsenen tun wollen oder müssen, sondern auch die Bedürfnisse und Ideen der Kinder. Auf diese Weise bleiben wir als Familie eine Organisationseinheit, es kommt nicht zu Missverständnissen oder Fehlplanungen und wir gestalten unsere Zeit bewusster, hängen nur dann zu Hause rum, wenn wir das auch wollen und nicht nur aus Mangel an anderen Ideen. Dazu haben die Kinder das Gefühl mitgestalten zu können und nicht hilflos dem Lebenstakt der Erwachsenen ausgeliefert zu sein.

gemeinsam Zeit verbringen, zuhören, aktiv bleiben

Die Zeit in den Ferien ist oft Familienzeit, aber damit die sich lohnt, reicht es nicht, einfach nebeneinander her zu Hause rumzugammeln. Neben den gemeinsamen Mahlzeiten ist es wichtig, auch sonst immer mal wieder ganz und ausschließlich Zeit und Aufmerksamkeit zu zweit oder mit der ganzen Familie zu haben. Gemeinsame (und gemeinsam geplante) Unternehmungen – auch dann, wenn es mit einem Urlaub nicht klappt – gemeinsame Bastel- oder Kochaktionen (Ideen gibt es reichlich zum Beispiel auch auf dieser Website unter dem Menüpunkt „Ativ“) und Gespräche sind Gold wert. Wenn man voneinander weiß, welche Ängste und Träume, Wünsche und Bedürfnisse man hat, wird das Familienleben harmonischer und stressfreier. Das gilt für ganz kleine Kinder genauso wie für fast erwachsenen. Erziehung und Harmonie klappt in der Familie eben nur mit gesunder Bindung.

Bildschirm-Regeln

Auch in den Ferien darf nicht den ganzen Tag der Bildschirm flimmern – egal auf welchem Gerät. Das echte Leben fordert und fördert Kinder viel stärker und ist wichtig, um gesund und fröhlich zu bleiben.

Deswegen gelten auch in den Ferien bei uns Regeln für die Bildschirmnutzung für alle Kinder, die noch nicht groß genug sind, um eigenverantwortlich und vernünftig mit Smartphone, Computer und Co umzugehen und dies im Alltag beweisen. Die erlaubten Zeiten variieren nach Alter. Als Dreijähriger ist tägliche Bildschirmnutzung bei uns nicht erlaubt. Teenagern kann man so strenge Regeln natürlich kaum zumuten. Trotzdem treffen wir gemeinsam Absprachen, wann auch mal einen ganzen Tag alles ausbleiben kann und wie viel Bildschirm an den anderen Tagen erlaubt ist. 

Bedürfnisse aller berücksichtigen

Kinder haben viele Bedürfnisse und es ist wichtig, dass diese gesehen und berücksichtigt werden. Genauso haben aber auch Erwachsene Bedürfnisse und auch diese sind wichtig, denn wenn es den Eltern gut geht, profitieren auch die Kinder. Deswegen gilt: Jeder braucht Zeit für sich, hat ein Recht auch einfach mal Ruhe zu bekommen und hat es verdient, sich selbst etwas Gutes zu tun. Das verstehen auch Kinder, wenn man es ihnen erklärt. Egal, ob es morgens die erste Tasse Kaffee ohne Störung ist, der Abendspaziergang als Paar, Zeit für ein Hobby, Sport oder was auch immer gut tut – Auszeiten für Erwachsene sind wichtig wie die Spieleinheiten, die Aufmerksamkeit und Zuwendung für die Kinder.

Wenn – gerade in den Ferien – alles etwas unorganisierter läuft, lohnt es sich ab und an innezuhalten und zu überlegen: Was braucht jeder einzelne? Wie kann er/sie es bekommen? Sollte die Vereinbarung nicht gut klappen, kann ein gemeinsam erstellter Familien-Wochenplan helfen.

Schule auch mal ganz vergessen

Die Startbedingungen sehen bei Schulkinder ganz unterschiedlich aus : Einige Kinder starten gestresst in die Ferien, bei anderen lief alles ganz entspannt. Bei einigen gibt es vielleicht Stoff nachzuholen oder in dem einen oder anderen Fach ist die Zensur nicht so gut wie gewünscht.

Wer in den Ferien Schulstoff aufholen möchte, tut gut daran, sich dafür eigene Regeln aufzustellen. Vorab muss also geklärt werden: Was will ich erreichen? Wann werde ich das tun? Wo kann ich mir evtl. Hilfe organisieren? Ganz wichtig ist aber, dass ausreichend Ferienzeit übrig bleibt. Die Schule muss auch einfach mal vergessen werden können. Vielleicht kann man in der letzten Ferienwoche eine halbe Stunde am Tag das Problemfach  vorbereiten und/oder in der ersten Ferienwoche einmal täglich versuchen, Versäumtes aufzuholen.

Ferien bleiben aber grundsätzlich Ferien und Eltern sollten Nachhilfe oder eigenständiges Nachholen für die Schule in den Ferien nur dann planen, wenn Kind das auch wirklich selbst will. Dafür ist evtl. Überzeugungsarbeit nötig, aber auch da gilt: Einsicht ist Voraussetzung. Unter Druck lernt es sich schlecht! Sonst ist der Effekt ohnehin mäßig und der Frust umso größer.

Wir wünschen allen Familien Ferien mit wenig Stress und Streit, aber mit ganz viel Erholung, Spaß, Zeit füreinander, Harmonie und einem kleinen Schuss Abenteuer!